
Einleitung: Was ist Ku’damm 77?
Die Miniserie Ku’damm 77 ist der neueste Teil der erfolgreichen ZDF-Reihe, die mit Ku’damm 56 begann und mit Ku’damm 59 sowie Ku’damm 63 fortgesetzt wurde. Diese Reihe erzählt die Geschichten dreier Schwestern inmitten des gesellschaftlichen Wandels im West-Berlin der Nachkriegszeit. Ku’damm 77 setzt die Handlung im Jahr 1977 fort – eine Zeit, in der Deutschland zwischen Tradition und Aufbruch steht. Die Serie, produziert von UFA Fiction, verbindet geschickt Familiengeschichte, gesellschaftliche Umbrüche und starke weibliche Perspektiven.
Die Serie wurde von Annette Hess geschrieben und thematisiert wieder zentrale Konflikte rund um Emanzipation, Liebe, Familie, Musik und Kultur. Ku’damm 77 ist nicht nur eine Fortsetzung, sondern auch ein eigenständiger Meilenstein im Genre deutscher Familienserien.
Rückblick auf die Vorgängerserien
Um Ku’damm 77 richtig einordnen zu können, lohnt sich ein kurzer Rückblick auf die vorherigen Staffeln:
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Ku’damm 56: Die Geschichte beginnt 1956 und handelt von Caterina Schöllack und ihren drei Töchtern Monika, Helga und Eva, die alle sehr unterschiedliche Lebensentwürfe verfolgen. Die Tanzschule „Galant“ spielt eine zentrale Rolle und wird zum Symbol für Freiheit und Zwänge zugleich.
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Ku’damm 59 und Ku’damm 63 führen die Geschichte weiter und zeigen die fortschreitende gesellschaftliche Liberalisierung, insbesondere in Bezug auf Frauenrechte, Sexualität und politische Diskussionen der Zeit.
Diese drei Staffeln schufen nicht nur emotionale Tiefe, sondern auch eine fesselnde historische Atmosphäre – ein Erbe, das Ku’damm 77 fortsetzt.
Die Handlung von Ku’damm 77
Ku’damm 77 spielt im Jahr 1977 – einer Zeit, die in Deutschland von starken politischen und kulturellen Umbrüchen geprägt war. Die Serie verlagert ihren Fokus mehr auf die nächste Generation, insbesondere auf Jacky Schöllack, die Tochter von Monika. Jacky will Popstar werden – ein Wunsch, der für die damalige Zeit alles andere als selbstverständlich ist.
Zwischen Rebellion und Familienbindung
Jacky steht im Mittelpunkt von Ku’damm 77. Sie ist jung, selbstbewusst und kämpft gegen die Erwartungen ihrer Familie. Ihre Mutter Monika führt weiterhin die Tanzschule „Galant“, während Jacky ihren eigenen Weg gehen will – raus aus dem engen Korsett des Tanzunterrichts und hinein in die wilde Popkultur der 1970er.
Der Generationenkonflikt steht hier exemplarisch für den Zeitgeist: Junge Menschen, die sich emanzipieren wollen, und Eltern, die ihre Ideale und Normen verteidigen. Dabei bleibt die Serie stets nah an ihren Figuren und schildert persönliche Dramen mit großer Empathie.
Gesellschaftlicher Wandel und Frauenbilder
Wie auch in den Vorgängerserien steht die Frage im Raum: Wie können Frauen selbstbestimmt leben? Ku’damm 77 zeigt, dass die alten Rollenbilder zwar bröckeln, aber längst nicht verschwunden sind. Jacky kämpft nicht nur für ihre musikalische Karriere, sondern auch gegen ein Umfeld, das Frauen immer noch auf Äußerlichkeiten und Gehorsam reduziert.
Die Besetzung von Ku’damm 77
Ein großer Pluspunkt der Serie ist die herausragende Besetzung. Viele bekannte Gesichter aus den vorherigen Staffeln kehren zurück, darunter:
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Claudia Michelsen als Caterina Schöllack – nach wie vor die Matriarchin mit harter Hand und verletzlichem Kern.
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Sonja Gerhardt als Monika – einst Rebellin, heute selbst Mutter mit einer Tochter, die ähnliche Fragen stellt wie sie damals.
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Maria Ehrich als Helga und Emilia Schüle als Eva – auch sie sind Teil der fortlaufenden Familiengeschichte.
Neu im Fokus steht Henriette Confurius als Jacky Schöllack. Sie verkörpert die Aufbruchstimmung der 70er-Jahre mit einer starken Präsenz und bringt frischen Wind in die Serie.
Musik und Ästhetik der 1970er Jahre
Ein besonderes Highlight von Ku’damm 77 ist die authentische Darstellung der 70er-Jahre-Kultur. Die Mode, das Design, aber vor allem die Musik sind wichtige Elemente der Erzählung. Die Serie arbeitet mit Originalmusik und neuen Kompositionen, die das Lebensgefühl der Zeit perfekt einfangen.
Jackys Wunsch, Sängerin zu werden, bringt den Zuschauer:innen das Lebensgefühl des Glam-Rock, Disco, Punk und der rebellischen Jugendkultur näher. Die Musik wird dabei nicht nur als Stilmittel, sondern als zentrales Ausdrucksmedium genutzt – ganz im Sinne der Zeit.
Historischer Kontext: West-Berlin 1977

Die Serie Ku’damm 77 ist nicht nur ein Familiendrama, sondern auch ein Stück Zeitgeschichte. Das West-Berlin des Jahres 1977 war geprägt von:
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Politischer Radikalisierung (RAF, Deutscher Herbst)
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Aufblühender Popkultur (Neuer Deutscher Film, Clubszene)
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Feminismus und sexuelle Befreiung
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Wirtschaftlichem Wandel und wachsender Individualisierung
Die Serie greift diese Themen auf – mal direkt, mal subtil – und verwebt sie gekonnt mit den privaten Geschichten der Familie Schöllack. Das macht Ku’damm 77 auch für historisch Interessierte besonders sehenswert.
Kritik und Rezeption
Die Serie wurde von der Kritik überwiegend positiv aufgenommen. Besonders gelobt wurden:
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Die starke schauspielerische Leistung
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Das präzise historische Setting
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Der mutige Perspektivwechsel zur nächsten Generation
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Der eindrucksvolle Soundtrack
Einige Kritiker*innen merkten an, dass Ku’damm 77 inhaltlich weniger revolutionär sei als Ku’damm 56, dennoch wurde die Serie als stimmige und hochwertige Fortsetzung gelobt.
Warum ist Ku’damm 77 so beliebt?
1. Emotionale Tiefe
Die Serie spricht zentrale Lebensthemen an: Familie, Identität, Emanzipation, Liebe. Diese universellen Themen machen Ku’damm 77 für ein breites Publikum zugänglich.
2. Historische Glaubwürdigkeit
Die Produktion legt großen Wert auf historische Details. Ob Kleidung, Sprache oder gesellschaftliche Dynamiken – alles wirkt authentisch und gut recherchiert.
3. Starke Frauenfiguren
Wie auch in den Vorgängerstaffeln steht die weibliche Perspektive im Vordergrund. Das ist selten im deutschen Fernsehen und wird zurecht gefeiert.
Fazit: Ku’damm 77 als Serienhöhepunkt
Ku’damm 77 ist nicht einfach nur die vierte Staffel einer erfolgreichen Reihe – es ist ein in sich schlüssiges Porträt einer Generation zwischen Tradition und Neuanfang. Die Serie schafft es, Geschichte lebendig zu machen und gleichzeitig ein packendes Familiendrama zu erzählen. Mit einem stimmigen Mix aus Zeitkolorit, Musik, Konflikten und Hoffnung bleibt Ku’damm 77 lange im Gedächtnis.
Für alle, die auf intelligente, emotionale und ästhetisch anspruchsvolle Serien stehen, ist Ku’damm 77 ein absolutes Muss.